Die Geschichte des MCV

Gehen wir zurück in das Jahr 1968. Der Mohorner Volkschor organisierte bis dahin jährlich eine Faschingsfeier. Im 14-Tage Rythmus fand geradezu regelmäßig Tanz statt, veranstaltet vom damaligen Jugendclub. In diesen Zeiten war noch Geselligkeit angesagt, verglichen mit heute.
Andererseits marschierten aber auch die Russen in die ehemalige CSSR ein, um das "Sozialistische Weltsystem" zu retten. Von oben wurde befohlen, "Freßbeutel" zu verschenken und "Brieffreundschaften" zu schließen.
Im Herbst 1967 übernahm Frau Walda Werner, gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf die Mohorner "Kneipe". Rund 20 Jahre sollte "Rudi" uns nun begleiten.
Damals um die Hälfte jünger, kamen 4 Mohorner auf die glorreiche Idee, aus der bis dahin einmal im Jahr stattfindenden Faschingsfeier, einen funktionierenden Karnevalsverein ins Leben zu rufen. Hans-Dieter Richter, Siegfried Wünschmann, der damalige Bürgermeister Kraus und Günter Danfald machten sich auf die Socken nach Malter, um ein wenig "reinzuriechen". Zurück nach Mohorn, wurde der "Mohorner Carnevals Verein" geboren. Ob es eine Geburt durch Kaiserschnitt war (heute könnte man sich das lebhaft vorstellen), weiß keiner mehr. Jedenfalls, so wie gerade beschrieben, muss es gewesen sein.

Die Saaldekoration gestaltete man in der ehemaligen "Alten Molkerei". Das Gebäude stand damals noch einige Jahre, genauso wie damals noch die Kleinbahn fuhr, beherbergte sogar ein "Pionierzimmer" und den "Werkraum" der Schule.
Bei ständig qualmendem Ofen und immer eingefrorener Farbe, entstanden die aufwendigen Saaldekorationen, für die der "MCV" bis heute fast schon berühmt ist. Und weil es zu diesen Zeiten noch einen ordentlichen Winter gab, konnte man auf entsprechende Wärme nicht verzichten. Logisch, dass man sich (bei qualmendem Ofen) von innen heraus einheitzte, Spaß machen sollte es natürlich auch. Und Spaß gab es trotz Pleiten, Pech und Pannen immer. Sogar als über Mohorn fast die Sintflut herein gebrochen wäre, nahm man´s mit Humor. Ja, die Sintflut, was, das wisst ihr nicht mehr? Nun, diese "Alte Molkerei" war zudem noch bewohnt, sogar "Bade-Tag" war damals samstags schon. Franz Klein, er machte damals bereits seinen Namen alle Ehre, war Mitglied der "Malertruppe". Kräftig einen gebechert, Pinsel (oder Flasche) aus der Hand, ging´s zu vorgerückter Stunde ab in die Wanne. Ob nun zum Ausnüchtern oder der Hygiene folgend, sei dahin gestellt. Franz wurde durch seinen erheblichen gestörten Gleichgewichtssinn urplötzlich das Opfer der Erdanziehungskraft und kippte samt Wanne um. Natürlich mit Inhalt. Und da Wasser sich seinen Weg bahnt...

Uniformträger des MCV (1992) "Uniformträger" des "Mohorner Carnevals Verein" (1992)

Die erste Saison begann mit einem "Fasching auf der Venus". Was Russen und Amerikaner bis heute nicht geschafft haben, die Mohorner waren schon 1968 dort.
Überhaupt drückte sich das Mohorner närrische Volk öfter in der weiten Welt herum. Ob nun in Venedig oder im Urwald, toll war´s schon und, man bedenke, alles ohne Visum. Nur als Mohorn in der Urzeit war, blieb man lieber zu hause, passte sicher auch besser. Und nach der Wende hat´s der "MCV" auch nur bis Rom geschafft.
Da war was los, ab 1968, da begann in Mohorn eine neue Zeitrechnung, sozusagen das Jahr eins des "Neuen Närrischen Kalenders".
Selbst die Monarchie wurde, bis auf einige Ausnahmen, jedes Jahr wieder eingeführt. Herr Wolfgang Morgenstern und Gattin präsentierten sich als erstes Prinzenpaar des "MCV". Hier folgten dann prinzliche Hoheiten wie, Herr Uhlemann und Frau Lutzke, Peter Butze und Frau Renate, Wolfgang Weihnhold und Frau Elke, Henry Spargan und Frau Elke, Enrico Richter und Iris Träger, Veit Börners und Manuela Heilig, Heiko Oppelt und seine Friseuse, Kai Butze und Katharina Wünschmann, Heiko Butzek und Frau Karen sowie Uwe Christof und Katrin Hauswurz.

Als 1973 Erich an die Macht kam und ein Jahr später "Die Zeit nicht vor dem Teufel halt machte", hörte man ständig mit (hoffentlich haben die auch ihre Karten bezahlt!).

1978 stand in Mohorn das erste Vereinsjubiläum auf den Brettern, die hier Karneval bedeuten.

Als dann 1988 das zweite kam, konnte man sagen, in Mohorn ging´s 20 Jahre lang rund! Ausverkaufte Veranstaltungen, Stimmung, Alkohol, den man sich bis zur "Dröhnung" leisten konnte. Zum Beispiel haben statistische Erhebungen ergeben, dass jedes MCV-Mitglied pro Saison ca. 800,- (damals noch "NUR MARK") "verflüssigte". Für 20 Jahre ergibt das eine Summe von ca. 14400,- . Würden alle MCV-Mitglieder ´68 ihre Trabibestellung abgegeben haben, hätte der "MCV" 1988 sogar über eine "Trabant-Flotte" verfügen können.

Aus Anlass des 10-jährigen Bestehens fand 1978 der erste Karnevalsumzug durch Mohorn statt. Weitere sollten folgen. Hauptmann a.D. Jäger, verantwortlich für die "Sicherung", drückte alle Hühneraugen zu, ja wenn wir den nicht gehabt hätten.
Überhaupt schienen diese Umzüge zugkräftiger zu sein, als alle staatlich angeordneten Maidemonstrationnen (und im Mai war´s warm!). In den 80ern hat man dann selbst weiter oben, natürlich unter "VVS", eingestehen müssen, dass zur Faschingszeit mehr Publikum auf den Beinen war, als in allen Kulurhäusern und Theatern des "Raumes Dresden" zusammen, und das für den Zeitraum eines Jahres gerechnet.
Plötzlich wurde der Karneval zu einem "unverzichtbaren Bestandteil sozialistischer Kulturtraditionen".
Deshalb wurde dem "Mohorner Carnevals Verein" 1988 durch den damaligen Leiter der "Bezirksarbeitsgruppe Karneval", der Titel "Hervorragendes Volkskunstkollektiv der Mittelklasse" verliehen. Was eine bessere Unterstützung der Kommune oder anderer Stellen anbetraf.
Aber der "MCV" durfte die Eintrittspreise um 50 Pfennige erhöhen.
Trotzdem fand der Verein in den Bürgermeistern Kraus und Bernhardt tatkräftige Unterstützung.

Als die "Mohorner Nächte lang waren" gab es in der damals 712-jährigen, wechselvollen Geschichte einen tiefen und sicher unvergesslichen Einschnitt. Mohorns Narren sahen damals als Bestandteil des Karnevalsprogramms, den ersten PORNO-FILM! Allerdings nur ein einziges mal.

Es war schon was los in diesem viertel Jahrhundert, als man zu Anfang noch Pfannkuchen aus einem "Wanderautomaten" heraus verkaufte. Pech hatten nur immer die jenigen, welche ein 5-Mark Stück einwarfen und dafür 25 Pfannkuchen mitnehmen mussten.
Es handelte sich nämlich damals noch nicht um einen "Wanderwechselautomaten".

Oder als ein Gast, vor Jahren waren noch hölzerne Handschellen
inkl. Saalpolizei Tradition, am Tage nach der Veranstaltung wegen angeblich "entzündeter Handgelenke" zum Arzt ging und sich
prompt krank schrieben ließ.

Oder Clown Zatraschil und seine berühmten "Vantiele". Als Paul
aber scheintot vom Stuhl kippte, war´s irgendwie nicht mehr schön.

Als "Rom brannte", erlebte Mohorn ein bis dahin sicher noch nie dagewesenes Feuerwerk an närrischer Hochstimmung.

Funkengarde 1992 Funkengarde des "MCV" (1992)

Für einige wenige Tage, waren Gäste aus Mohorn´s Partnergemeinde Bisingen / Baden-Würtemberg, zu Gast - ein unumstritten extremes Stimmungsbeispiel.

Mitte der 80er Jahre entstanden närrische Beziehungen zum "Halsbrücker Carnevals Club - HCC", die auch heute noch gepflegt werden. Als der "MCV" wieder mal das Saisonmotto "ausgefallen" wählen musste, feierten der "HCC" und der "MCV" kurzentschlossen gemeinsam in Halsbrücke, quasi "Rund um die Esse, mit der größten Fresse".

Es war schon was los hier in Mohorn, und vor allem: es wird auch weiterhin immer was los sein!
Dafür bürgt der "Mohorner Carnevals Verein - MCV" e.V. mit seinem Namen!