Wissenswertes rund um den Karneval
Am 11.11. um 11:11 Uhr starten wir wie jedes Jahr in die fünfte Jahreszeit. Doch nicht nur bei uns, sondern überall in Deutschland, findet das närrische Treiben statt: Festumzüge, Narrensitzungen oder jede Menge Feiern. Seine Hochzeit erreicht der Karneval dann in seiner letzten Woche. Sie beginnt traditionell mit der Weiberfastnacht, gefolgt vom Nelkensamstag, Tulpensonntag, Rosenmontag, Veilchendienstag und endet mit dem Aschermittwoch, dem Tag vor Beginn der Fastenzeit. Die meisten Menschen verbinden den Karneval mit den bekannten Rosenmontagsumzügen im Rheinland. Doch der Karneval hat auch hier, ja sogar in ganz Deutschland und in zahlreichen anderen Regionen der Welt, sein ganz eigenes Gesicht.
Buntes Treiben weltweit
So facettenreich wie die Kostüme der Narren ist der Karneval selbst. Es beginnt schon damit, dass er überall einen anderen Namen trägt. Im Rheinland sagt man Karneval, in den neuen Bundesländern, in Süddeutschland und Österreich heißt es hingegen meist Fasching. Der Begriff Fastnacht wird in Hessen, Rheinland-Pfalz, Franken, dem Saarland, in der Lausitz, Liechtenstein, der Schweiz oder Luxemburg verwendet.
Überall grüßen sich die Narren mit Karnevalsrufen, die von Ort zu Ort unterschiedlich sind. So ist der rheinländische Ruf "Helau" in ganz Deutschland bekannt. Im linksrheinischen Gebiet, allen voran Köln wird "Alaaf" gerufen. In der Hauptstadt hingegen ruft man "Hei Jo", was sich aus "Heiterkeit und Jokus" ableiten lässt. Außerdem hat jeder Karnevalsverein einen eigenen Narrenruf. Bei uns gibt es zum Beispiel ein fröhliches "Morei Olei". Der Kostümshop Escapade hat sogar eine eigene Grafik erstellt, in der man die unterschiedlichen Rufe der Bundesländer sehen kann.
Der Karneval ist jedoch keine deutschsprachige Erfindung. Der Brauch, vierzig Tage vor der christlichen Fastenzeit ausgelassen zu feiern und zu tanzen, alle Speisen und Getränke zu genießen, die während des Fastens verboten sind, wird seit Jahrhunderten weltweit zelebriert. Besondere Berühmtheit erlangte etwa der bekannte Karneval in Rio de Janeiro, der Karneval von Venedig, der Mardi Gras in New Orleans oder der Karneval von Québec.

Auch an zahlreichen anderen Orten wird ein Karnevals-Brauchtum gepflegt. Etwa in Polen, wo neben Karnevalsumzügen gerne besonders fettige Fleischgerichte zubereitet werden, oder in vielen französischen Städten und auf dem afrikanischen Kontinent hat der Karneval in Namibia sehr bekannt, der allerdings zu ganz unterschiedlichen Jahreszeiten gefeiert wird.
Traditionelles Brauchtum
Der Karneval ist eine Zeitspanne von vierzig Tagen vor dem Beginn der christlichen Fastenzeit. In dieser Zeit, sechs Wochen vor Ostern, verzichtete man bis ins 20. Jahrhundert hinein sehr rigoros auf zahlreiche Vergnügen. Es war verboten Fleisch zu essen, fette Speisen, Süßigkeiten und Alkohol waren ebenso tabu. Die Menschen verzichteten auf Musik und Tanz und besannen sich auf die Buße und das Gebet, um zur Auferstehung Jesu an Ostern reingewaschen zu sein. Heutzutage wird die Fastenzeit nicht mehr ganz so streng eingehalten, dennoch verzichten viele Menschen auf lieb gewonnene Gewohnheiten, wie etwa das Rauchen oder den Alkohol, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. Um vor dem großen Verzicht noch einmal ausgelassen zu sein, zu feiern, zu schlemmen und zu tanzen, haben die Menschen seit jeher Karneval gefeiert.
Die Tradition der Verkleidung war ursprünglich eine Möglichkeit, Missstände anzuprangern. Viele traditionelle Kostüme, wie etwa König, Prinzessin, Mönch oder Nonne, dienten dazu, die Obrigkeit lächerlich zu machen. Auch heute werden auf den Karnevalsumzügen politische Botschaften verbreitet und wichtige Personen auf humorvolle Weise an den Pranger gestellt.
Die Menschen sammeln sich in Karnevalsvereinen, um gemeinsam Karnevalswagen zu entwerfen, die Gardetänzer proben das ganze Jahr über für ihren großen Auftritt. Es existieren sogar Wettbewerbe für Karnevalstänzer, um diese außerhalb der Saison fit zu halten. In der DDR war der Karneval selbstverständlich staatlich organisiert: Im zentralen Arbeitskreis Karneval wurden alle Fragen rund um das närrische Treiben besprochen. Der Arbeitskreis wurde am 29. November 1989 aufgelöst. Der Zug der fröhlichen Leute in Cottbus ist bis heute der größte Karnevalsumzug in Ostdeutschland. Die "singende Spreewaldgurke" Joachim Menzel war sogar Ehrenmitglied des Interessenvereins Cottbuser Karneval. In Berlin gibt es übrigens keinen Karnevalsumzug.
Wie die "Bützchen", dem Küssen von unbekannten Menschen aus Spaß am Herumalbern, gehören auch die "Kamelle" zum Karneval dazu. Diese Süßigkeiten werden in großen Mengen verteilt. Allein auf dem Kölner Karnevalsumzug werden 150 Tonnen Süßigkeiten verteilt. Über 700.000 Schokoladentafeln und 220.000 Pralinen finden besonders bei den kleinen Zuschauern viele Freunde.
Die Kostüme
Das Lager der Karnevalisten ist in der Frage der Kostümwahl zweigeteilt. Die einen bevorzugen die Klassiker, wie den Clown, die Hexe, den Teufel oder Zauberer. Andere sind monatelang auf der Suche nach dem besonderen Hingucker, etwas, das sonst niemand hat. Heutzutage spielen Charaktere aus Filmen, Comics und Videospielen eine große Rolle. Laut einer Studie des Preisvergleichs idealo ist das derzeit beliebteste Kostüm bei Männern in Sachsen Superman aus der Reihe Man of Steel. Die Damen lieben es ebenfalls heldenhaft. Ihre bevorzugte Kostümwahl ist Harley Quinn aus der Comic-Verfilmung Suicide Sqad. Die Kostüme dürfen dabei ruhig etwas kosten, sollen sie doch möglichst realistisch wirken. Männer in Sachsen geben dafür im Schnitt 53,90 EUR aus, Frauen sind hingegen mit rund 34,20 EUR etwas bescheidener. Für die Kostüme der Kinder geben sächsische Eltern im Durchschnitt 25,00 EUR aus.
In Deutschland ist es zur Karnevalszeit natürlich spätwinterlich kalt, sodass die Kostüme zumeist etwas wärmer ausfallen. Anders dagegen in Brasilien. Hier ist zur Karnevalszeit Sommer, die Temperaturen sind tropisch heiß. Die berühmten Tänzer des brasilianischen Straßenkarnevals sind daher äußerst spärlich, dafür aber umso prächtiger gekleidet. Glitzer und Glitter, Federschmuck und riesige Hüte prägen eine exotische Seite des Karnevals.
Kurioses rund um den Karneval
In jeder Gegend gibt es ganz eigene Faschingsbräuche, die zum närrischen Fest einfach dazugehören. So werden in München am Aschermittwoch die leeren Geldbeutel im Fischbrunnen gewaschen, damit sie sich schnell wieder füllen. Auch der Bürgermeister wäscht die Stadtkasse dort. Der berühmte Rosenmontagszug war nicht immer der wichtigste Umzug des Karneval. Vor dem 19. Jahrhundert feierte man den Veilchendienstag als wichtigsten Tag der Saison. So ist es noch heute im französischsprachigen Raum und in New Orleans, wo der Mardi Gras, der "üppige Dienstag" begangen wird.

Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2015 sind nur ein Drittel aller Deutschen Karnevalsfans. Doch wer sich im bunten Treiben einmal umschaut, der stellt schnell fest: Ob groß oder klein, das Fest reißt mit seiner ausgelassenen Fröhlichkeit alle mit.